Wie ist es möglich, andere Menschen zu verstehen, ohne dabei verrückt zu werden?
Gar nicht.
Verstehen wir manchmal uns selbst nicht mal? Wie soll es uns dann möglich sein die anderen Menschen zu verstehen mit all ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Gedanken und Verstrickungen?
Ist es uns nicht.
Jedoch können wir versuchen, toleranter, neugieriger und offener ihnen gegenüber zu sein. Dadurch wird sich vieles erschliessen und wir können lernen, zumindest zu akzeptieren, dass jemand so ist, wie er ist, ohne ihn verstehen zu müssen.
Und dies können wir lernen.
Paralleluniversum
Die Realität von jedem von uns ist komplett unterschiedlich. Jeder lebt in seiner eigenen Welt, du in deiner, ich in meiner und deine Nachbarin nochmals in einer völlig anderen.
Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Alltag und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen ablaufen sollten. Wir haben unterschiedliche Auffassungen davon, was gut oder schlecht ist und was wir für richtig oder falsch halten.
Durch unser Umfeld, unsere Eltern, unsere Freunde, die Gesellschaft und unsere Erlebnisse wird unser Gehirn unterschiedlich geprägt, entsprechend denken und verhalten wir uns.
Wenn dir also jemand auf die Nerven geht oder dich sogar beleidigt oder verletzt und du dich wunderst, warum er oder sie sich so verhält, ist die Antwort in vielen Fällen: “Weil dies in der Welt dieser Person so Sinn macht”.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass du dies einfach so hinnehmen sollst. Oder nimmst du vielleicht Dinge zu persönlich?
Unsere Köpfe funktionieren nicht alle gleich – das macht das Menschenverstehen so kompliziert
Vielleicht bist du hier gelandet, weil du vielinteressiert oder eine Scanner-Persönlichkeit bist? Dann kennst du bestimmt von dir, dass die anderen dich nicht verstehen und/oder du sie nicht.
Andere Menschen können ihr Leben lang dasselbe machen, repetitive Arbeiten ausführen und dabei völlig zufrieden sein.
Wir Scanner können immer wieder völlig motiviert in ein neues Projekt starten und intensiv dranbleiben oder gefühlt 1000 Dinge parallel jonglieren, ohne überfordert zu sein.
Es gibt Menschen, die können vernetzt denken. Sie können Zusammenhänge herstellen, Muster erkennen und komplexe Probleme analysieren, während andere eher linear und fokussiert denken.
Einige Menschen sind sehr empathisch und haben ein intuitives Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse anderer, während andere eher rational und analytisch sind.
Jeder Mensch hat eine einzigartige Art und Weise, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und die Welt um sich herum wahrzunehmen.
Diese Vielfalt in der Funktionsweise unserer Köpfe macht das Verstehen anderer Menschen oft so kompliziert. Während wir versuchen, uns in die Gedanken und Gefühle anderer hineinzuversetzen, stossen wir immer wieder auf Herausforderungen. Unsere eigenen Denkmuster, Erfahrungen und Prägungen können uns dabei beeinflussen, wie wir andere interpretieren und verstehen. Es kann schwierig sein, sich in jemanden hineinzuversetzen, der komplett anders tickt als wir selbst.
Es ist wichtig anzuerkennen, dass diese Vielfalt auch eine wertvolle Bereicherung darstellt. Indem wir die Unterschiede in der Funktionsweise der Köpfe anderer Menschen akzeptieren und respektieren, können wir eine Atmosphäre des Verständnisses und der Offenheit schaffen. Statt uns gegenseitig zu verurteilen oder zu versuchen, andere zu ändern, können wir lernen, voneinander zu lernen und unsere Perspektiven zu erweitern.
Wie geht Menschen verstehen?
bezeichnet Empathie die Fähigkeit und Bereitschaft, die Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen.
Empathie beinhaltet auch die Fähigkeit, angemessen auf die Gefühle anderer Menschen zu reagieren, wie zum Beispiel Mitgefühl, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft. Ein anderes Wort für Empathie ist Einfühlungsvermögen.
Die Grundlage der Empathie liegt in der Selbstwahrnehmung. Je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, um empathisch zu handeln, ist das Interesse an anderen Menschen und ihrem Empfinden.
Empathie kann erlernt werden. Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, was man selbst empfindet und was man auf andere projiziert oder von anderen übernimmt.
Fragen stellen und Zuhören
Klin
Es klingt einfach, ist es aber oft nicht. Es ist schwierig, die richtigen Fragen zu stellen und dann unvoreingenommen zuzuhören.
Hier ist eine Liste der wichtigsten Punkte, um andere Menschen und ihr Handeln besser zu verstehen:
- Den anderen ernst nehmen und ihr Verhalten genauso gerechtfertigt betrachten wie das eigene (zumindest fast genauso gerechtfertigt).
- Klarheit über die eigenen Gefühle haben, um sie von den Gefühlen des Gegenübers abgrenzen zu können.
- Der anderen Person ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und ihr aktiv zuhören.
- Die eigenen Ansichten so weit wie möglich aussen vor lassen. Das Verstehen anderer Menschen hat nichts damit zu tun, ihre Weltanschauung zu teilen oder sie von der eigenen zu überzeugen.
- Versuche, in die Perspektive des Anderen zu schlüpfen und die Welt aus seinen Augen zu betrachten. Dabei musst du nicht gutheissen, was die andere Person denkt oder empfindet, sondern dich neutral dafür interessieren.
- Stelle Fragen, um weiter zu erkunden, was in der anderen Person vorgeht, ohne dabei wertend zu werden. Erfrage Motive und Beweggründe. Wenn du das Gefühl hast, verstanden zu haben, was in der anderen Person vorgeht, versuche dies in Form einer Frage zu formulieren und bestätige, ob deine Annahmen richtig sind.
Wir müssen nicht alle verstehen
Oft hilft es, sich selbst zu erlauben, nicht jeden Menschen verstehen zu müssen. Es kann sehr entspannend sein, einfach zu beobachten, wie sich jemand verhält, und zu akzeptieren, dass diese Person sicherlich einen mehr oder weniger guten Grund dafür hat.
Warum nicht unsere Empathie für die wirklich wichtigen Menschen aufbewahren? Bei ihnen ist es auch möglich, nachzufragen, wenn wir überhaupt nicht verstehen, was vor sich geht, und dabei mehr über die Person zu erfahren.
Sei nachsichtig mit den anderen. Wahrscheinlich hatte das Gegenüber gute Intentionen, auch wenn dabei nichts Gutes rausgekommen ist.
Warum soll ich überhaupt andere Menschen verstehen?
Vielleicht fragst du dich manchmal, warum es überhaupt notwendig ist, die Motive und Handlungen anderer Menschen zu verstehen. Oft tendieren wir dazu, andere zu analysieren, in Kategorien einzuteilen und sogar psychische Störungen zu vermuten, wenn uns ihr Verhalten unlogisch erscheint.
Aber sollten wir uns nicht fragen, ob unser erster Eindruck immer zutreffend ist? Unser Gehirn neigt dazu, schnell Urteile zu fällen und Menschen in Schubladen zu stecken. Doch wir können uns bewusst machen, dass wir diese Kategorien wieder verlassen können und stattdessen die andere Person interessiert beobachten, um mehr über sie zu erfahren.
Glaubst du wirklich, dass jemand nach dem ersten Zusammentreffen bereits alles über dich weiss?
Nein? Wahrscheinlich ist es genauso unwahrscheinlich, dass es umgekehrt funktioniert. Trotzdem neigen wir dazu zu glauben, dass wir andere besser verstehen als sie uns.
Indem wir ein ehrliches Interesse an anderen Menschen und ihren Erfahrungen zeigen, öffnen sie sich uns gegenüber viel mehr und werden zugänglicher.
Als empathische Personen können wir bessere Beziehungen aufbauen, tiefere Freundschaften schliessen und uns im Allgemeinen besser mit den Menschen in unserem Umfeld verstehen.
Wir alle möchten verstanden werden, auch wenn wir uns bewusst sein sollten, dass niemand uns zu 100% verstehen kann, da unsere Gehirne unterschiedlich geprägt sind. Nur aus meiner eigenen Perspektive macht mein Empfinden und Verhalten Sinn.
Das Verstehen anderer Menschen erfordert Geduld, Empathie und die Bereitschaft, verschiedene Denkweisen und Sichtweisen zu akzeptieren. Es ist ein fortlaufender Prozess, bei dem wir uns immer wieder bewusst machen müssen, dass unsere Köpfe nicht alle auf die gleiche Weise funktionieren. Indem wir uns dieser Tatsache bewusst sind und uns darin üben, können wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen vertiefen, Missverständnisse reduzieren und eine Atmosphäre des Vertrauens und der Harmonie schaffen.
Also, wenn du dich manchmal unverstanden fühlst oder Schwierigkeiten hast, andere Menschen zu verstehen, erinnere dich daran, dass unsere Köpfe unterschiedlich sind. Akzeptiere diese Vielfalt und öffne dich für neue Perspektiven und Möglichkeiten des Verstehens. Es ist eine Reise, die es wert ist, unternommen zu werden.
Empfehlenswerte Literatur zu dem Thema:
Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst: Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone*
Werner Bartens: *
Daniel Goleman: *
Was findest du am schwierigsten bei anderen Menschen zu verstehen? Ihre Reaktionen auf bestimmte Situationen? Ihre Vorlieben? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
Goni Boller ist bekennende Scannerpersönlichkeit, sie liebt ihre vielen Fähigkeiten und Interessen. Doch das war nicht immer so, lange dachte sie, irgendwas stimme nicht mit ihr. Hier teilt sie mit dir, wie es möglich ist, Klarheit in die vielen Interessen zu bringen.