Möchtest du Gitarre spielen lernen oder vielleicht eine neue Sprache? Möchtest du anfangen jeden Tag Sport zu machen oder dir das Rauchen abgewöhnen?

All diese Dinge sind dank der Anpassungsfähigkeit deines Gehirns möglich, und zwar dein Leben lang. Die sogenannte Neuroplastizität erlaubt es uns Neues zu lernen, sowie unser Handeln, Fühlen und Denken zu verändern, dabei werden die Struktur und Funktion des Hirns angepasst.

Zu einem grossen Teil finden diese Prozesse ohne unsere bewusste Wahrnehmung statt. Unser unglaublich komplexes Gehirn ist ständig am Informationen aufnehmen, filtern, mit bisherigen Erfahrungen verknüpfen und passt sich dabei neuen Inputs an. Bei der Anpassung wird neu vernetzt, verstärkt und abgeschwächt.

Lass uns die Grundlagen unseres Gehirns und der Neuroplastizität kurz anschauen, um zu erkunden, wie wir Einfluss auf unser Denken, Handeln und Fühlen nehmen können. In den letzten Jahrzehnten wird sehr viel geforscht in diesem Bereich und trotzdem fängt die Wissenschaft erst ansatzweise an zu verstehen, wie diese Umstrukturierungen funktionieren.

Was macht unser Gehirn?

Unser Gehirn wirkt als Schaltzentrale und ist verantwortlich für so ziemlich alles was wir bewusst oder unbewusst tun oder denken. Kaum zu glauben, was für eine unglaubliche Leistung dieses schwammige Etwas in unserem Kopf jeden Tag erbringt.

Wenn wir eine Handlung durchführen wird diese in unserem Gehirn geplant, motorisch umgesetzt, überwacht und die Durchführung danach evaluiert. Bei diesen Vorgängen aktiviert sich eine Vielzahl von miteinander verbundenen Nervenzellen in den unterschiedlichsten Arealen des Gehirns.

Bei wiederholten Tätigkeiten und Gedanken, wie auch beim Lernen legt das Gehirn neue Wege und Schaltkreise an oder baut schon vorhandene um und aus. Je öfter also eine Handlung vollzogen wird, desto stärker wird die Verbindung, die Handlung wird weiter automatisiert und läuft vereinfacht ab.

Man kann sich dies vorstellen wie ein Trampelpfad, welcher bei jeder Begehung etwas weiter freigelegt wird und es so immer einfacher wird durchzugehen. Nimmt man jedoch eine Weile andere Wege, dann verwuchert der Pfad wieder.

Gehirn-Pfad?

gedanken und tun, neuroplastizität

Die Gehirnmasse besteht aus Nervenzellen oder Neuronen, diese wiederum bestehen vereinfacht aus einem Zellkörper und Fortsätzen. Der Zellkörper produziert eine Erregung (bei jeglicher Handlung, Bewegung, Gedanken) und die Fortsätze leiten diese weiter oder aber empfangen diese von anderen Zellkörpern.

Die Fortsätze zweier Zellen berühren sich nicht direkt, sondern kommunizieren miteinander durch chemische Stoffe über eine Synapse (einen Zwischenraum). Die erste Zelle entlässt diese Botenstoffe in den Zwischenraum nachdem sie Aktiviert wurde. Auf der nächsten Zelle stehen sogenannte Rezeptoren, wo die Stoffe andocken können. Wenn dies passiert, leitet der Fortsatz das Signal weiter.

Wenn bei häufig wiederholten Tätigkeiten dieselben Neuronen gemeinsam aktiv sind, dann verstärkt sich die Verbindung. Im Englischen benützt man zur Beschreibung dieses Prozesses die Regel «neurons that fire together, wire together».

Und wie ist das nun mit der Plastizität?

Die Hirnforschung hat in den letzten Jahrzehnten wiederholt aufgezeigt, dass sich unser Gehirn auf verschiedensten Ebenen verändern kann. Einzelne Synapsen, ganze Nervenzellen oder Gehirnareale können sich dabei verändern. Fast jeder Teil unseres Gehirns zeigt Plastizität.

Neuroplastizität ist ein sehr breiter, nicht klar definierter Begriff, der sich generell auf die Fähigkeit unseres Nervensystems bezieht, sich an verändernde Impulse anzupassen. Dabei können sich biologische, chemische, sowie physische Eigenschaften verändern. Dies erlaubt es uns Neues zu lernen, sowie unser Handeln, Fühlen und Denken neuen Situationen anzupassen.

Während gewisse Veränderungen nur Millisekunden dauern, brauchen andere Wochen oder Monate, bis ein Resultat sicht- oder spürbar wird. Viele davon laufen unbewusst ab, während wir auch die Möglichkeit haben, bewusst einzugreifen.

Es ist nicht wie Radfahren

«Use it or loose it” ist die Devise des Gehirns. Also wenn man gewisse Dinge nicht mehr tut, dann verlernt man sie. Gestern sass ich seit längerem wieder mal auf einem Fahrrad und die ersten paar Minuten hat sich das ganze ziemlich wackelig angefühlt. Also etwas wie Radfahren verlernt man zwar nicht komplett, jedoch funktioniert es auch nicht mehr wie zu der Zeit, als ich oft mit dem Rad unterwegs war.

Weil sich die Synapsen ständig ändern, müssen sie auch regelmässig stimuliert werden, um die Stärke der Synapsen beizubehalten.

Ein Gedanke reicht schon

Der spanische Wissenschaftler Alvaro Pascual-Leone hat herausgefunden, dass sich beim Üben eines Klavierstücks die für die Fingerbewegungen zuständige motorische Kortex Region im Gehirn stärker ausbildet.

Das ist schon ziemlich spannend, doch es wird noch viel besser.

Eine andere Gruppe von Testpersonen wurde angewiesen sich nur vorzustellen Klavier zu üben, dabei veränderten sich dieselben Hirnareale, obschon diese Personen noch nicht einmal die Finger bewegten.

Also kann ein Gedanke an eine Tätigkeit alleine gewisse Hirnregionen stärken. Dies lässt vermuten, dass auch andere, oft wiederholte Gedanken, unser Gehirn zu verändern vermögen.

lernen durch gedanken

Neuroplastizität ist grossartig oder doch nicht?

Neuroplastizität beeinflusst unsere Erinnerung, Intelligenz, Emotionen, Urteilskraft, Denkweisen und Verhalten und sie erlaubt es uns Neues zu lernen, sowie uns an sich verändernde Umstände anzupassen.

Ich finde dieses Wissen wahnsinnig motivierend, denn die Erkenntnisse aus der Gehirnforschung bestätigen, dass wir ungeliebte Eigenschaften, Denk- und Verhaltensweisen nicht einfach akzeptieren müssen, sondern die Möglichkeit haben uns zu verändern. Wir können unser Leben in die Hand nehmen und unser Gehirn aktiv “entstricken”.

Dieses Wissen überträgt uns jedoch auch sehr viel Eigenverantwortung. Da wir Einfluss auf die Struktur unseres Gehirns nehmen können, gelten Ausreden wie «ich bin halt so» oder «so wurde ich nun mal erzogen» viel weniger.

Klar hat unsere Vergangenheit einen immensen Einfluss auf unser Denken und unser Verhalten, aber wir sind diesen Faktoren nicht hilflos ausgeliefert.

Wie hilft mir dieses Wissen denn nun weiter?

Ein guter Weg, um bewusst in die Neuvernetzung des Gehirns einzugreifen, ist durch Gewohnheiten. Wie wir gelernt haben wird ein bestimmter Pfad im Gehirn immer breiter und damit einfacher zu begehen, je öfter wir durchgehen. Wir haben die Möglichkeit neue Gewohnheiten einzuüben oder alte Gewohnheiten zu durchbrechen.

Bei Gewohnheiten ist die Neuroplastizität auch besonders eindrücklich zu beobachten, denn diese laufen oft wie von alleine ab. So ist der Kaffee am Morgen fast wie von alleine aufgesetzt, weil wir dies jeden Tag in der gleichen weise tun. So einfach wie Kaffee aufsetzen können auf Dinge wie jeden Morgen als Erstes Sport zu machen werden, wenn wir sie regelmässig tun.

Etwas Neues einzuüben ist bestimmt nicht einfach, doch dank der Anpassung unseres Gehirns wird es oft schon nach wenigen Tagen einfacher und frühestens 3 Wochen nach Beginn könnte die neue Verhaltensweise schon fast wie von alleine ablaufen. Mehr über das Verändern von Gewohnheiten findest du in dem Artikel “wie du dein Gehirn neu programmieren kannst”.

Auch haben wir durch die Klavierspieler ohne Klavier gelernt, wie wichtig es ist, was wir denken. Mir hilft das Wissen um die Plastizität unseres Gehirns bewusster mit meinen Gedanken umzugehen. Ich konzentriere mich verstärkt auf positive Gedanken und Gefühle und versuche die negativen weiterziehen zu lassen.

Lies mehr zu dem Thema in dem Artikel darüber, welchen Einfluss unsere Gedanken auf unser Leben haben.

Wie du die Neuroplastizität positiv beeinflussen kannst

  • Denke positiv über dich selbst
  • Lerne Neues, zum Beispiel eine neue Sprache oder ein Instrument
  • Bleibe an einer Sache dran, bis du darin das gewünschte Level erreicht hast
  • Bewege dich draussen
  • Führe enge Freundschaften
  • Beschäftige deinen Kopf, zum Beispiel mit Kreuzworträtsel, Sudoku oder Ähnlichem
  • Führe Gespräche mit neuen Menschen, um deinen Horizont zu erweitern
  • Lese, möglichst Bücher und Artikel aus verschiedensten Gebieten
  • Schlafe ausreichend
  • Ernähre dich gesund mit viel Obst und Gemüse
  • Habe eine positive Einstellung
  • Lache
  • Meditiere
  • Geniesse die Sonne

Tolle Literatur zu dem Thema Neuroplastizität findest du hier:

  • Daniel Goleman:
  • Norman Doidge:
  • Daniel J. Siegel:
Du bist nicht wie du bist - Neuroplastizität

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