Glaubst du Zufriedenheit sei etwas, was durch äussere Umstände zu dir gebracht werden müsste?
Glück gehabt, so ist es nicht.
Du kannst Zufriedenheit lernen und musst dich nicht etwa auf das Schicksal oder den Zufall verlassen, damit du ein zufriedenes Leben führen kannst. Es liegt in deiner Hand und es ist möglich deine Zufriedenheit selbst zu erschaffen.
Ich kann selbst manchmal gar nicht glauben, wie toll sich Zufriedenheit anfühlt. Ich war früher ein eher unzufriedener Mensch. Durch verschiedene Lebensabschnitte hindurch habe ich immer darauf gehofft, dass sich endlich alles zum Guten wenden würde und das Glück zu mir finden würde. Doch nichts änderte sich. Meine Umstände änderten sich, doch meine Zufriedenheit stieg immer nur sehr kurzfristig.
Doch irgendwann realisierte ich, dass ich die Zufriedenheit nicht im Aussen finden würde. Nicht die Beförderung oder die Lohnerhöhung, nicht die Weltreise, nicht der neue Partner und schon gar nicht der grössere Fernseher werden eine innere Ausgeglichenheit bewirken können. Nur eine Veränderung im Inneren kann Zufriedenheit hervorbringen.
Mit dieser Zufriedenheit als Grundlage gelang es mir dann endlich, auch im Aussen die Dinge zu verändern. Ich versuchte mein Leben 15 Jahre lang von der falschen Seite her zu verändern. Es begann in den Teenagerjahren, als ich dachte, wenn ich nur schlanker, hübscher und beliebter wäre, dann wäre alles anders und ich wäre glücklich. Später war es der perfekte Partner, der dann nicht so perfekt war, dann das Studium, dann der Job, dann die Lohnerhöhung und so weiter.
Wie geht denn nun Zufriedenheit lernen?
Zufriedenheit lernen geht kaum direkt, sondern nur über Umwege. Direkt wäre möglicherweise, dir immer wieder zu sagen, dass du zufrieden bist, bis du es dir selbst glaubst. Das mag für manche Personen funktionieren, für die meisten jedoch nicht.
Was jedoch funktioniert ist beispielsweise an grundsätzlichen Einstellungen zur Lebensführung, am Umgang mit sich selbst und anderen zu arbeiten und sein Handeln zu überdenken. In dieser Darstellung siehst du die verschiedenen Stationen, wo du Einfluss nehmen kannst.
Mehr dazu findest du in dem Artikel über das Denken, Fühlen, Handeln und Erleben.
Lass uns dazu einige Beispiele anschauen.
Zufriedenheit lernen durch Veränderung des Fokus
Wenn dir an einem Tag fünf gute Dinge passieren und fünf schlechte Dinge, welche fallen dir mehr auf? Du bist ausgeschlafen aufgestanden, bist mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, hast ein erfolgreiches Meeting geleitet, hattest eine unterhaltsame Mittagspause mit netten Kollegen und hast einen schönen Abend mit deinem Partner verbracht. Doch du hast auch am Morgen Kaffee verschüttet, in einem wichtigen Text einen Fehler gemacht, den Jahrestag deiner Eltern am Vortag vergessen, zu viel Süsses gegessen und warst nicht beim Sport. Was geht am Ende des Tages in deinem Kopf vor?
Wir neigen dazu, mehr Fokus auf die negativen Dinge zu richten. So kann ein ausgeglichener Tag am Ende eher negativ erscheinen.
Ändere deinen Fokus und richte ihn mehr auf die positiven Dinge. Das ist beispielsweise möglich, indem du ein Dankbarkeitsjournal führst.
Zufriedener durch Körperhaltung und Gesichtsausdruck
In verschiedensten Studien konnte gezeigt werden, dass unsere Körperhaltung und unser Gesichtsausdruck sehr viel dazu beitragen, wie wir uns fühlen. Wenn du lächelst und aufrecht stehst, wirst du dich viel besser fühlen, als wenn du auf deine Füsse schaust und die Stirn runzelst. Doch wie kann man das umsetzen?
Wenn alles doof ist, dann ist dir logischerweise nicht darum zu lächeln. Logisch, mir auch nicht. Etwas, was für mich dann funktioniert ist mir vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, wenn ich lächeln würde. Also nicht ein Lächeln zu erzwingen, sondern mir nur vorzustellen, wie es wäre. Probier es mal aus.
Versuche jedes Mal, wenn du daran denkst diese Übung zu machen. Dazu musst du nicht schlechter Laune sein, versuche es einfach so grundlos.
Was immer geht ist die Körperhaltung zu verändern – stehe fest auf beiden Beinen, richte dich auf, Schultern zurück und das Kinn hoch. Schon fühlst du dich ein Stück zufriedener.
Entschleunigung
Dauernd etwas nachzulaufen macht unzufrieden, darüber sind wir uns wohl alle einig. Auch haben wir alle schon oft davon gehört, wir sollen entschleunigen und können trotzdem nichts damit anfangen. Konnte ich auch lange nicht, denn ich habe doch keine Zeit und langweilig ist es auch.
Erst durch die Meditation habe ich gelernt diese kleinen Momente zu schätzen. Du musst dafür nicht anfangen täglich stundenlang zu meditieren. Ein paar Mal pro Tag eine Minute stoppen bringt schon sehr viel. Versuche es genau jetzt:
- Setze dich aufrecht hin
- schliesse die Augen (erst nachdem du den Rest der Instruktion gelesen hast)
- konzentriere dich auf den Atem
- zähle dabei mit; einatmen – eins, ausatmen – zwei, einatmen – drei, ausatmen – vier und wieder von Anfang 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4
- wenn Gedanken die Zahlen verdrängen, macht das gar nichts, denke «aha, ein Gedanke», lass den Gedanken los und beginne wieder bei eins zu zählen
- mache diese für eine Minute oder einfach so lange, wie es sich gut für dich anfühlt
Na? Hast du es ausprobiert? Wie fühlst du dich? Versuche dies immer mal wieder zu machen. Ich versuche das auch, vergesse es aber immer mal wieder und erinnere mich abends im Bett daran. Auch ok, dann hole ich es am Abend nach.
Bleibe neugierig
Eine Kritik an der Zufriedenheit bekomme ich oft zu hören; wenn man nur zufrieden sei, dann bleibe man stehen, fange sich möglicherweise an zu langweilen und würde im schlimmsten Fall gleichgültig.
Ich glaube allerdings, dass das eine das andere ausschliesst. Jemand der stehen bleibt, sich langweilt oder gleichgültig ist, den würde ich nicht als zufrieden bezeichnen, sondern als stehen geblieben, gelangweilt oder gleichgültig.
Wir tun gut daran, unseren Kopf ständig etwas zu fordern, indem wir Neues lernen und uns weiterentwickeln. Neugierde heisst hier das Zaubermittel. Sie kann dich für Neues begeistern, schenkt dir Motivation um etwas zu lernen und aktiv zu bleiben.
Zufriedenheit schliesst auch nicht aus, dass du dich über Dinge so richtig aufregen darfst. Wenn eine Ungerechtigkeit passiert oder sonst etwas geschieht, was nicht in Ordnung ist, dann sollst du dich aufregen. Und dann etwas dagegen tun.